Systemische Methoden

Systemische Aufstellungsarbeit ist eine faszinierende Methode, die in verschiedenen therapeutischen und beratenden Kontexten genutzt wird, um Einsichten in zwischenmenschliche Beziehungen und innere psychische Zustände zu gewinnen.

Dabei wird oft ein „wissendes Feld“ genutzt, in dem Stellvertreter für Personen oder Elemente eines Systems verwendet werden, um unbewusste Dynamiken sichtbar zu machen und Einsichten zu fördern, die sonst verborgen bleiben könnten.

Die Methode beruht auf der Annahme, dass in einem solchen Feld alle nötigen Informationen zugänglich sind, ähnlich einem kollektiven oder überindividuellen Gedächtnis, das manchmal als morphogenetisches Feld bezeichnet wird.

Dieses Konzept, das alle Erfahrungen und Ereignisse einer Person und seiner Umgebung speichert, ermöglicht es den Teilnehmern, durch die Positionierung der Stellvertreter in einem Raum, emotionale und systemische Verbindungen zu erkunden und zu verstehen. (Aufstellung in der Gruppe)

Der Prozess wird von einem erfahrenen Aufstellungsleiter moderiert, der den Klienten dabei unterstützt, die Beziehungen und Dynamiken zu verstehen und mögliche Lösungen für emotionale Blockaden oder Lebensfragen zu finden.

Nicht immer möchten Klienten eine Aufstellung in der Gruppe, wir arbeiten dann in einer Einzelsitzung. Der Klient wählt dann Figuren und Symbole, die wichtige Personen im eigenen Leben oder bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeit darstellen, und positioniert sie räumlich zueinander. Diese Konstellation kann tiefgreifende Einsichten in die Dynamiken und Beziehungen des Systems liefern, seien es familiäre, berufliche oder persönliche Kontexte.

Diese Methode wird nicht nur in psychotherapeutischen Kontexten angewandt, sondern findet auch in der Organisationsberatung und in Coachings Anwendung, um beispielsweise Teamdynamiken oder Führungsfragen zu klären. Es ist eine Methode, die tiefgreifende Veränderungen und Einsichten ermöglichen kann, indem sie den Teilnehmern hilft, die tieferen Ursachen von Konflikten und Problemen zu erkennen und zu benennen.

„Walking in Your Shoes“

„Es kommt eine Zeit im Leben, da bleibt einem nichts anderes übrig, als seinen eigenen Weg zu gehen…“
(Der träumende Delphin, Sergio Bamabaren)

Jeder von uns kommt irgendwann in seinem Leben an diesen Punkt:
So wie bisher, will man bzw. kann man nicht mehr weitermachen, doch wie seinen eigenen Weg finden?
Da ich immer wieder in meiner täglichen Arbeit mit diesen Fragen meiner Patienten in Berührung kam, begab ich mich vor vielen Jahren auf die Suche und fand:

„Walking-in-Your-shoes“ – Gehen heißt Verstehen*

Als der Psychologe John Cogswell und der Regisseur und Schauspieler Joseph Culp in den 1980er-Jahren mit ihren Erforschungen dieser Körper/Seele-Technik begannen, nannten sie es Walking-in-Your-shoes nach dem alten Sprichwort der indianischen Ureinwohner:

„Du kannst niemals einen anderen Menschen verstehen, bevor du nicht mindestens 1000 Schritte in seinen Mokassins gegangen bist.“

„Walking-In-Your-Shoes ist eine phänomenologische Selbsterfahrungsmethode, mit der wie uns selbst, unser Leben, andere Personen und Dinge besser verstehen können.
Durch das detaillierte Hineinschauen in bestimmte Rollen oder Personen können wir Antworten und Lösungen für unsere privaten oder beruflichen Anliegen finden.
Eine echte Alternative zur Familienaufstellung.“*

Diese Methode wird als “Walking-Prozess” bezeichnet und durch einen ausgebildeten Walking Leiter begleitet. Bei diesem Ansatz geht es darum, eine andere Person oder ein Anliegen durch Bewegung zu verkörpern und dabei intuitiv und spontan Aspekte des Verhaltens, emotionale Zustände und Lebensthemen auszudrücken. Es ist eine einfache, aber tiefgreifende Technik und gleichzeitig eine faszinierende Möglichkeit, tiefere Einsichten zu gewinnen!

Für deinen Walk ist jene Rolle sinnvoll, von der du annimmst, dass sie Antworten auf Fragen für dein Verständnis, dein Wachstum und dein Fortkommen liefert.
Beispielsweise könnte das sein: „du selbst“, „dein Partner“, „dein Kind“, „eine Person, mit der es Konflikte gibt“, „dein blinder Fleck“, „deine berufliche Zukunft“, „deine Berufung“, „dein nächster Schritt“ usw.

Der Walker begibt sich stellvertretend für den Ratsuchenden auf eine “Entdeckungsreise” durch die Rolle. Durch die Bewegung im Raum wird Energie freigesetzt, und diese Energie enthält Informationen. Diese Informationen helfen dem Ratsuchenden, ein detailliertes Verständnis auf einer tieferen Ebene zu finden. Die dabei erkennbaren Informationen weisen einen hohen Grad an Treffsicherheit auf, ob der Geher nun etwas von dieser Person oder dem Anliegen weiß oder nicht.

Dabei verzichtet man auf Imitation oder kognitive Mutmaßungen und stimmt sich ganz auf die Energien und Gefühle des eigenen Körpers ein.

Walking-in-your-shoes nutzt unsere natürliche Fähigkeit, unsere Grenzen zu überschreiten und Empathie zu empfinden, um eine tiefe Beziehung zu einem anderen Wesen herzustellen.

Während des “Walking-Prozesses” erfährt man eine Bewegung, eine Art Verlagerung der Bewusstheit, und bringt spontan Aspekte des Verhaltens, emotionale und psychologische Zustände sowie Lebensthemen der Person oder des Anliegens, die man “geht”, zum Ausdruck.

Menschen, die „gegangen“ worden sind, berichten häufig, dass sie sich vorher noch nie so tief verstanden und akzeptiert gefühlt haben. Diejenigen, die andere gehen, erfahren ein Gefühl von Befreiung durch ein zeitweiliges „Heraustreten“ aus ihren oft einschränkenden Selbst-Konzepten.

Es ist deutlich zu sehen, wie sich das Leben von vielen durch Walking-in-your-shoes zum Positiven gewandelt hat. Der Walking-Prozess hilft Menschen dabei, Zugang zu ihrer Gabe für „spontane Empathie“ zu bekommen, weckt Mitgefühl und Selbstbestärkung und hat das Potential, menschliches Leben zum Besseren hin zu transformieren.

Walking-in-your-shoes hilft uns auch, unsere Wunden zu heilen, unsere Selbstachtung zu erhöhen und die Kommunikation in Familie und Gesellschaft zu erleichtern.
Im Kern dieses Prozesses liegt für uns die Möglichkeit, aus unseren einschränkenden Selbst-Konzepten auszubrechen, um zu unserer tieferen Natur der Liebe und des Mitgefühls zu gelangen. Es geht darum, über unsere starren Konzepte von unserer Realität und – was noch wichtiger ist – von uns selbst hinauszugelangen, und zumindest zeitweise loszulassen von dem Glauben, den wir alle in uns tragen, dass wir
irgendwie von Natur aus getrennt sind.
Doch Quantenphysik und die höchsten Lehren aller Religionen erklären alle das Gleiche:
Getrennt-Heit ist eine Illusion.

Daher: „Geh den Weg den Dein Herz Dir zeigt…“ **

Übrigens: „Wege entstehen beim Gehen…“

*(Christian Assel, WIYS Institut)
**Komposition von Dr. Dietrich Klinghardt

Was ist der Unterschied zwischen den beiden Methoden?

Systemische Aufstellungsarbeit und Walking In Your Shoes (WIYS) sind beides phänomenologische Methoden, die in Therapie und Coaching verwendet werden, um tieferes Verständnis und Lösungen für persönliche, berufliche oder interpersonelle Probleme zu ermöglichen.

Beide Methoden bieten tiefe Einblicke und Lösungsansätze für ihre Anwender, doch sie tun dies auf unterschiedliche Weise und sind je nach spezifischem Bedarf und Kontext unterschiedlich geeignet.

Trotz ihrer Ähnlichkeiten in den Zielen und in der Verwendung von Stellvertretern unterscheiden sie sich in ihrer
Herangehensweise und Methodik erheblich:

Gemeinsame Faktoren Systemische Aufstellungsarbeit Walking in Your Shoes
Stellvertreter mehrere Stellvertreter stellen ein komplexes Netz von Beziehungen innerhalb einer Familie/Organisation dar typischerweise nur ein Walker (manchmal bei Bedarf Doppel Walk), der sich tief in ein spezifisches Thema einfühlt
Fokus Hier werden systemische und Generationsübergreifende Zusammenhänge betrachtet Hier ist die Konzentration auf individuelle und momentane Erfahrungen gerichtet
Interaktion die Stellvertreter interagieren miteinander, um die Dynamik des Systems zu offenbaren hier gibt es eine tiefere innere Erforschung durch die körperlichen und emotionalen Reaktionen des Walkers
Methodische
Grundlage
Basis:
Prinzipien von Systemtheorien und Familienkonstellationen
Basis:
körperbasierte Intuition und phänomenologische Erkundung